ViveaWie gelingt Kommunikation in (interkulturellen) Teams?
Deine Karriere. Unser gemeinsamer Weg.Blogbeitrag | von Martina Schmidhuber
Als Menschen in einem Land mit vielen Pull-Faktoren, also Gründen, warum Menschen aus anderen Staaten nach Österreich kommen, sind viele von uns in interkulturellen Teams tätig. So ist dies auch bei Vivea mit Arbeitnehmer:innen aus über 30 Nationen der Fall.
So bereichernd der interkulturelle Austausch sein kann (Speisen, Musik, Bräuche), so herausfordernd kann sich gleichzeitig die Kommunikation darstellen. Deshalb soll der folgende Blog-Beitrag der Kommunikation in interkulturellen Teams gewidmet werden.
Vorauszuschicken ist, dass Kommunikation ganz ohne interkulturelle Aspekte bereits von Missverständnissen geprägt sein kann. Die Kommunikationspsychologen Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun haben dies eindrücklich in ihren Modellen gezeigt.

Man kann nicht nicht kommunizieren
Watzlawicks wohl prominenteste Grundregel menschlicher Kommunikation lautet: Man kann nicht nicht kommunizieren. Damit führt er uns vor Augen, dass alles, was wir im zwischenmenschlichen Miteinander tun, bei unserem Gegenüber als Botschaft wahrgenommen wird. Auch wenn wir nicht miteinander sprechen, kommunizieren wir, nämlich nonverbal.
Wenn jemand wortlos mit den Augen rollt oder auf die Uhr schaut, wenn sein:e Chef:in mit ihr:ihm spricht, ist das auch eine Form der Kommunikation. Mimik, Gestik und Körperhaltung zählen zu den nonverbalen Ausdrucksformen und werden unbewusst viel stärker wahrgenommen als das gesprochene Wort.
Vier Seiten einer Nachricht
Schulz von Thun ist mit seiner Analyse der vier Seiten einer Nachricht berühmt geworden.
Er hat gezeigt, dass man ein und dieselbe Nachricht auf vier unterschiedliche Arten wahrnehmen kann.
Die sprechende Person, etwa die Abteilungsleitung, sagt z. B.: „Jemand muss den Abenddienst übernehmen.“
➥ Das kann nun als (1) Sachinhalt aufgenommen werden, nämlich einfach, dass jemand den Abenddienst machen muss.
➥ Diese Nachricht kann aber auch als (2) Appell verstanden werden, nämlich dass man selbst die Person sein sollte, welche den Abenddienst übernehmen soll.
➥ Auf der Seite der (3) Beziehung könnte jemand denken, dass man indirekt gefragt wird, den Abenddienst zu übernehmen, weil einem die Abteilungsleitung am meisten von allen im Team vertraut.
➥ Als (4) Selbstoffenbarung könnte verstanden werden, dass die Abteilungsleitung selbst den Abenddienst nicht übernehmen will und deshalb delegiert.

Kommunikation zwischen den Kulturen
Treffen nun Menschen aus verschiedenen Ländern aufeinander, spitzen sich die möglichen unterschiedlichen Wahrnehmungen in der Kommunikation noch zu.
Auch wenn es sich stets um Individuen handelt, die miteinander kommunizieren und ihre Kultur nicht überbewertet werden soll, zeigen sich doch Tendenzen: Die Lockerheit des Italieners nimmt die Österreicherin möglicherweise als nachlässig wahr. Die Klarheit der Deutschen kann beim Kroaten als bestimmend ankommen.
Wie kann es nun gelingen, zwischen den Kulturen im Team trotz aller Unterschiede gut, d. h. möglichst ohne Missverständnisse, zu kommunizieren?
Zunächst muss eine Offenheit von beiden Seiten vorhanden sein,
sich auf die andere Kultur einzulassen und sie verstehen zu wollen. Das impliziert, dass man auch bereit ist, etwas über andere Kulturen dazuzulernen, und das erreicht man am besten mit Nachfragen.
Versteht man ein Verhalten nicht, ist es besser nachzufragen, wie das nun gemeint ist, als jemanden deswegen gleich negativ zu bewerten. Eine gewisse Sozialkompetenz hilft selbstverständlich auch, um interkulturell erfolgreich zu kommunizieren. Geht man offen und freundlich auf andere Menschen zu, öffnet alleine das schon Türen. Zudem sollte man bereit sein, die Perspektive zu wechseln. Wir leben oft in unserer eigenen Welt mit unseren gewohnten Vorstellungen und Regeln. Da kann es irritierend sein, wenn sich jemand plötzlich ganz anders als für uns üblich verhält. Hier einen Schritt zurückzugehen und sich bewusst zu machen, dass wir alle von unserer Kultur geprägt sind, kann helfen, eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen.
Lächeln wird in jeder Kultur positiv wahrgenommen. Wir sollten es deshalb öfter in unserem (beruflichen) Alltag einsetzen.
Weiterführende Literatur:
Schreiner, Karin: Würde, Respekt, Ehre. Werte als Schlüssel zum Verständnis anderer Kulturen. Bern: Hans Huber Verlag, 2013.
Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander Reden. Band 1: Störungen und Klärungen, Reinbek bei Hamburg: rororo 1981.
Watzlawick, Paul/Beavin, Janet H./Jackson Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien, Karlsruhe: Huber, 2007.

Martina Schmidhuber | Leitung People & Culture - Künig GmbH